Das Märchen um die Omega-3-Fettsäuren

Lebensverlängerung durch Fischverzehr oder bloß Seemannsgarn?

 

Seit Jahrzehnten wird Omega-3-Fettsäuren quasi eine Wunderwirkung nachgesagt, nachdem in den 1970er Jahren zwei dänische Forscher in Grönland einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen der deutlich niedrigeren Fallrate an Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der traditionellen Ernährung der Inuit mit Fisch, Robben und Walfleisch herstellten.

Aber was ist wirklich dran an der Annahme die vermehrte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren senke das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfalls oder andere plötzlich auftretende Herz-Kreislauf-Probleme? Verlängert sie sogar das Leben?

Was sind Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den ungesättigten Fettsäuren und sind für den Körper lebensnotwendig. Unser Körper kann sie jedoch nicht selbst herstellen, sondern muss sie über die Nahrung aufnehmen. Omega-3 Fettsäuren werden etwa für den Aufbau von Zellen und zur Herstellung von verschiedenen Botenstoffen im Körper benötigt.

Man kennt viele verschiedene Omega-3 Fettsäuren, drei davon sind besonders gut erforscht und scheinen eine besonders wichtige Rolle zu spielen: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die besonders in fettem Fisch enthalten sind. Und die Alpha-Linolensäure (ALA), die aus pflanzlichen Nahrungsmitteln, wie Walnüssen, Leinöl oder Rapsöl kommt.

Wichtig für die kindliche Gehirnentwicklung

DHA zum Beispiel ist für die kindliche Gehirnentwicklung beim Ungeborenen und in den ersten beiden Lebensjahren wichtig. Bei Erwachsenen ist die genaue Aufgabe dieser speziellen Fettsäure allerdings noch wenig erforscht.

Was steckt dahinter?

Ein Forschungsteam des wissenschaftlichen Cochrane-Netzwerks hat die angeblich schützende Wirkung von Omega-3-Präparaten hinterfragt. Die Teammitglieder fassten die Ergebnisse aller aussagekräftigen bisher durchgeführten Studien zusammen. Insgesamt analysierten sie die Daten von über 162.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 86 Untersuchungen.

Die zusammengefassten Daten widersprechen klar der weitverbreiteten Meinung: Die vermehrte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmitteln oder durch spezielle Diätpläne zeigte keinerlei vorbeugende Wirkung. Personen, die zusätzliche Omega-3-Fettsäuren zu sich genommen hatten, erlitten im Studienverlauf ähnlich häufig einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliche akute Erkrankungen wie jene, die ein Scheinpräparat (Placebo) eingenommen hatten.

Omega-3 sorgt nicht für ein längeres Leben

Auch auf die Lebensspanne hatten Omega-3-Fettsäuren keinen Einfluss. Sie können das Risiko, frühzeitig zu sterben nicht verringern.
Ob die Testpersonen Omega-3-Fettsäuren aus Fischen oder eine aus Pflanzen stammende Omega-3-Fettsäure namens Alpha-Linolensäure einnahmen, schien in den Studien außerdem keinen Unterschied zu machen.

Ein zweites Forschungsteam interessierte sich dafür, ob Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, von Omega-3-Fettsäuren profitieren können. In einer großen Übersichtsarbeit fassten die Teammitglieder die Ergebnisse von 11 Studien mit insgesamt 24.414 Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten zusammen.

Ihr Fazit: Zusätzliche Omega-3-Fettsäuren können wahrscheinlich nicht vor weiteren Herzinfarkten oder Schlaganfällen schützen. Auch nicht davor, frühzeitig zu versterben

Die Umwelt schützen und Alternativen wählen

Die Ernährungsgesellschaften Österreichs und Deutschlands empfehlen ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche, um den Bedarf an Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure zu decken. Insbesondere fette Meeresfische wie Lachs, Sardelle oder Hering enthalten große Mengen an Omega-3-Fettsäuren.

Doch hier stehen Gesundheitsempfehlung und Umweltverträglichkeit miteinander im Widerspruch: Die Überfischung und Verunreinigung der Meere nimmt stetig zu, die Fischbestände schrumpfen. Ob die Empfehlung, viel Meeresfisch zu essen, angesichts dieser Probleme noch zeitgemäß ist, ist fraglich. Konsumentinnen und Konsumenten stehen daher vor einem Dilemma: Die gesundheitlich optimale Ernährung wählen – oder die ökologisch verträglichste?

Die gute Nachricht lautet: Alternativ lässt sich der tägliche Bedarf auch über die Menge an Alpha-Linolensäure decken, die beispielsweise in einem Esslöffel Rapsöl enthalten ist. Auch in Leinsamen und Walnüssen stecken große Mengen Omega-3-Fettsäuren.

www.medizin-transparent.at „Omega-3-Fette. Das halbherzige Wundermittel“ 04.08.2020

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Seite zuletzt aktualisiert am: 30.07.2024